Samstag, 16. Juli 2011

Alles ist relativ

Man muss nicht Einstein sein, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Auch als Mama wird einem das ganz schnell klar. So ein Tag kann relativ lang sein. Vor allem, wenn man "nur" zu Hause ist, kann man im Laufe eines Tages so einiges schaffen, sollte man denken. Hat man aber drei Kinder zu Hause, von denen eins die zweite Angina innerhalb von drei Wochen hat und schrecklich leidet, und eins erst 5 Wochen alt ist und die meiste Zeit wahlweise an der Brust oder im Tragetuch an Mamas Bauch hängt, verkürzt sich der produktive Teil des Tages drastisch. Trotzdem enthält er mysteriöserweise einige unendlich lange Stunden, in denen das kranke Spätzchen vor Schmerzen und Fieber wieder völlig hinüber ist und vor sich hin weint, aber noch kein Schmerzmittel bekommen darf. Auch die gefühlte Länge der Nächte reduziert sich in solchen Zeiten schmerzlich. Und man muss leider feststellen, dass es, obwohl Zellteilung in jedem von uns ein ganz normaler Vorgang ist, relativ schwierig ist, sich als ganze Mama komplett zu teilen und allen kindlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Von diesen Dingen können wir gerade ein trauriges Lied singen. :-(

In Familie erfährt man aber auch die positiven Seiten der Relativität. Da wird eine relativ unscheinbare Pflanze vom Wegesrand, die ein kleiner Junge extra für die Mama gepflückt hat, zur geschätzten Liebesgabe und darf in einer Vase für einige Zeit den Tisch schmücken. Auch für ein paar Blümchen aus dem Garten, die von dem gleichen kleinen Mann ziemlich kurz abgerissen wurden und die relativ ungeeignet für eine dekorative Verwendung erscheinen, findet sich noch eine Lösung. Wurden sie doch in so netter Absicht nach Hause getragen.
Und dank der Relativität aller Dinge kann sogar aus Ungeziefer ein geliebtes Wesen werden. Wenn nämlich ein 4jähriger im Garten einen Kartoffelkäfer entdeckt, sein gestreiftes Flügelkleid wunderschön findet, ihn ins Herz schließt, liebevoll mit heim nimmt und verspricht, sich nach seinen Fressgewohnheiten zu erkundigen und immer für ihn zu sorgen, hat das unbeliebte Tier sehr an Wert gewonnen. Wird es gar etwas später für tot gehalten und so herzzerreißend betrauert, dass angesichts des großen Leides selbst der tröstenden Mama die Tränen in die Augen steigen, und wird es dann, als sich der vermeintliche Tod als Scheintod erweist, überglücklich wieder im Leben willkommen geheißen, dann ist dieses anscheinend so wertlose Geschöpf doch unendlich kostbar.

Ja, alles ist relativ. Und hoffentlich wird sich die anstrengende Phase, die wir momentan erleben, im Nachhinein als relativ kurze Episode innerhalb unseres Familienlebens erweisen.

4 Kommentare:

  1. Liebe Doro,
    du machst das genau richtig. Such die schönen Dinge. Hilft dir jetzt sicher nicht viel, doch glaub mir auch so ne schwierige Zeit geht vorbei.(Ich sprech da wirklich aus Erfahrung). Gute besserung dem kranken Mäuslein und Dir viel Kraft und alles Liebe
    Silvi

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  2. Das hast du sehr schön geschrieben :) Trotz des eher negativen Inhalts strahlen die positiven Momente richtig heraus :)
    Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viele solcher schönen Momente :)
    Und natürlich gute Besserung an die Kleine.
    Liebe Grüße, Carina

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  3. Die Käferlein-Geschichte öffnet einem ja das Herz (und da ich gerade die zweite U-Heft-Hülle in 2 Tagen versaut habe (erste zu klein, zweite mit falschem Namen) war so etwas aufmunterndes dringend nötig. Dem kranken Spatz drücke ich ganz fest die Daumen, dass es schnell wieder besser wird.

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  4. Schön geschrieben.
    Ich wünsche gute Besserung und weiter so schöne Momente, denn die bleiben im Kopf hängen.
    LG
    Kerstin

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