Donnerstag, 25. Oktober 2018

Mathilda ahoi!

Neues von mir nach langer Abstinenz. Wo ich gerade am Computer sitze, um schnell ein Schnittmuster auszudrucken, kann ich den Umstand auch nutzen und flott einen Post in die Welt schicken. Stell ich doch endlich mein bisheriges Lieblingsteil des Jahres vor:

So ganz neu ist es nun schon nicht mehr. Ende Juni entstand es aus gegebenem Anlass. Als Dresdner leben wir ja in der schönen Stadt, in der auch Erich Kästner seine Kindheit verbrachte (wie man in seinem Buch "Als ich ein kleiner Junge war" wunderbar nachlesen kann). Dem berühmten Sohn Dresdens ist natürlich ein Museum gewidmet. Und von da aus wird jedes Jahr für Drittklässler eine Kästner-Rallye organisiert. An der wollte die Klasse von Kind Nr 2 teilnehmen (und ich durfte als "Begleitmama" mit).
Die Rallye ist eine spannende und wirklich liebevoll und aufwändig gestaltete Veranstaltung mit Diebesjagd á la "Emil und die Detektive", verschiedenen Stationen, die Themen aus Kästner-Büchern aufgreifen und zum Nachdenken und Mitmachen anregen, viel "Fußarbeit" durch die gesamte Innenstadt und vor allem Spaß. Der fängt schon damit an, dass die Kinder sich (so ungefähr jedenfalls) im Stil der Entstehungszeit von "Emil und die Detektive" kleiden. Klar, dass da ein Nähprojekt für mich drinsteckte, strebte das betreffende Kind doch höchstmögliche Perfektion an. Woher es das nur hat ...? :-)

Für ein Mädchen "von früher" muss es natürlich auf alle Fälle ein hübsch nostalgisches Kleid sein. Praktischerweise hatte ich schnittmustertechnisch das Richtige im Vorrat: Ottobre 3/13. Ich selbst hatte eigentlich ein romantisches Puffärmelkleidchen mit Knopfleiste ins Auge gefasst, von dem ich annahm, dass es im Sinne des Kindes sei. Die Wahl der jungen Dame fiel aber stattdessen auf ein Matrosenkleid. Fand ich super, zumal das mal was ganz anderes ist, als was man sonst so näht. In der Zeitschrift wird ein Modell aus hellblauem Ramie mit rosa Matrosenstreifen gezeigt. So ging das natürlich nicht. Damit es richtig "echt" wird, muss es schon dunkelblau und weiß sein.

Auf der Suche nach dem passenden Stoff im Nähstübchen stießen wir auf einen Chambrai, gewebt aus mittelblauen und schwarzen Fäden. Der Stoff wirkt aus der Entfernung dunkelblau und hat dazu einen wunderschönen Schimmer. Außerdem gefiel uns auch die Struktur, etwas gröber und weicher als Popeline, eher leinenartig, aber weder so teuer noch so knitterig. Der perfekte Stoff war gefunden. Schließlich sollte er kein allzu steifes, strenges Kleidungsstück ergeben, damit es nicht bei dem einen Einsatz als Kostüm bliebe. Dafür wäre der Aufwand an Stoff und Mühe dann doch etwas schade.

Also, langer Rede kurzer Sinn - ein bisschen genäht, gebügelt und so weiter und - tadaaa:


Steht ihr gut, finde ich. Da der Schnitt nur bis 128 ging, ältere Ottobre-Modelle aber sowieso weit ausfallen, habe ich einfach Ärmel, Taille und Saum etwas verlängert. So passt es bei Größe 134 perfekt.


Da der Tag etwas kühler und windig war, mussten die nicht ganz authentischen Leggins drunter. Noch besser wären natürlich weiße Kniestrümpfe gewesen. Die hatten wir aber nicht. Und man muss es ja auch nicht übertreiben mit dem Perfektionismus ... :-D Aber immerhin konnten wir zu unserer Freude einen passenden Strohhut auftreiben. Und brave lange Zöpfe sind natürlich Pflicht zu dem Outfit.


Schon schick, so eine ganze Klasse "von früher" in der Straßenbahn. Schade, dass sie uns keinen "Hecht" geschickt haben ...

Bei der Kästner-Rallye dabei zu sein hat sich auf alle Fälle gelohnt: Für die Kinder, die viel Spaß hatten und nebenbei auch noch so einiges über Kästner, seine Bücher und ihre Stadt lernen konnten. Für mich, weil ich wieder ein Stück nähen konnte, das ich sonst vielleicht nie probiert hätte. Und natürlich für Mathilda, die das schöne Kleid jetzt bei jeder passenden Gelegenheit ausführen darf.