Donnerstag, 11. Februar 2016

Hommage á Degas - oder einfach Fasching

An Edgar Degas' berühmte Ballerinas musste ich jedenfalls denken, als ich den wesentlichen Teil unserer Mädchenkostüme so hängen sah:


Farblich jedenfalls. Die sehr prosaischen Rockbügel passen natürlich nicht so richtig ins impressionistische Bild. Wobei Degas ja wohl auch eher Realist als Impressionist war ... Vielleicht passt es doch irgendwie. :-)

Man sieht, wonach unseren Mädels in diesem Jahr der Sinn stand: Ballerinas mussten es sein, mit richtigen Tutus natürlich. Ich komme solchen Wünschen sehr gern entgegen. Wahrscheinlich ist das irgendeine Art Projektion oder so. Ich war immer sehr gern Mädchen und so ein Traum aus Tüll - ich hätte mich wohl nicht eingekriegt vor Begeisterung. Bei uns mussten es alte Gardinen tun. Sie taten's damals auch ausreichend. Aber jetzt kann ich nähen, und ich hab Töchter, an denen ich mich austoben kann. Allerdings glaube ich, dass da nicht viel zu projizieren ist. Die lieben den Mädchenkram einfach genau wie ich. Sollen sie, und mit Vergnügen. Die werden sich schon trauen, trotzdem Informatikerin oder Automechanikerin zu werden, sollte das denn am Ende ihr eigentliches Talent sein ... :-D

Ich hatte schon einen Plan, wie ich die Tutus nähen wollte. Sie sollten auf alle Fälle gefüttert sein, damit sie nicht an der Strumpfhose hängen bleiben. Bei der Recherche nach der optimalen Tüllmenge stieß ich auf dieses Tutorial: How to Make a Tutu. Das war in etwa das, was ich mir auch gedacht hatte. Also hielt ich mich an die Anleitung - alle Tüllbahnen mit der Kräuselnaht aneinanderreihen und dann schieben, schieben, schieben, bis auf die richtige Länge, so dass das Ganze noch über den Po passt. Jerseybund oben dran, Gummi rein, fertig. Wobei, so einfach war's dann doch nicht. Das waren am Ende 14 Meter Tüll am Stück und mir ist beim Zusammenschieben beinah der Arm abgefallen. :-) Auch das Dranbasteln des Bunds hat mich Nerven gekostet. Man muss ihn erst rechts auf rechts von außen annähen und dann nach innen klappen und auch da befestigen. Das so hinzukriegen, dass man alles erfasst hat, was man will, aber das Futter nicht aus Versehen hochrafft und einnäht ... bei der Fülle nicht so einfach. Ich hab ein paar Mal getrennt. Außerdem die Herausforderung, die Innenseite so festzustecken, dass der Bund nicht in sich verdreht ist. Die schon angenähte Außenseite ist ja gedehnt, die zu steckende Innenseite aber noch nicht ... :-p Letztendlich ist es einigermaßen gelungen. Man muss das aber echt zweimal machen - beim zweiten Mal wird nämlich alles besser. Dann ist man bezüglich der Tücken vorgewarnt, kann sich zum Beispiel am Bund gleichmäßige Abstände auf beiden Seiten markieren, das Futter immer gut glattziehen beim Nähen ... Und schon gehts viel schneller.
Ich hatte als erstes Mathildas Tutu nach Anleitung genäht und war begeistert über das herrlich fluffig-wolkige Ergebnis. Ich dachte mir aber auch, dass das so an Emilia doch etwas viel wäre - Kind so breit wie hoch. Weniger dicht wollte ich den Tüll aber auch nicht haben. Also habe ich eine etwas andere Methode beim Zusammensetzen und Kräuseln der Tüllbahnen verwendet. Ich habe die Bahnen immer zur Hälfte überlappen lassen. So konnte ich sie am Ende auch gleich zum Ring schließen und dann in der Runde kräuseln. Das Ganze ließ sich etwas besser handhaben, war ja auch nur noch halb so lang. Und der Effekt war wie erhofft - einen Ticken weniger ausladend als beim ersten Exemplar (auch wenn man das wegen der unterschiedlichen Länge auf den Bildern nicht so empfindet).
Die Satinschleifen mussten unbedingt dran, weil die Mädels das Bild zu oben erwähntem Tutorial gesehen hatten und ihre Tutus nun genau so und nicht anders wollten.
Die technischen Details: Ich habe jeweils 10 Bahnen vom 1,40m breit liegenden Tüll verarbeitet. Für Mathilda (ca. 1,20 groß)  45cm, für Emilia (ca 1m groß) 35cm breit. Dafür bot sich ein günstiger 10m-Ballen Tüll von Buttinette an.

Oberteile mussten natürlich auch sein. Da ich es mag, wenn ein Teil der Kostüme noch alltagstauglich ist, haben wir uns gegen Bodys und für einfache Shirts entschieden. Das gefällt auch den Mädels, denn so können sie ein Stück des Kostüms mit in die weniger "tollen" Tage nehmen.
Um den Look zu komplettieren, gab es außerdem passende selbst gestrickte Ballerina-Stulpen. Praktischerweise wärmen die ganz nebenbei, denn Ballerinas können ansonsten natürlich nur sehr feine Strumpfhosen tragen.
Aber jetzt schaut euch die Damen endlich mal an:

Voilá, Mademoiselle Emilia! Sie tanzt im Ballett "Dornröschen", daher musste es viel Rosa sein, außerdem ein mit Röschen beklebter Haarreifen  und geschminkte Wangen für den ausreichend rosigen Look.



Ihr Shirt ist ein Mr Bear (Ottobre 6/13). Damit es schön schmal wird, habe ich Gr. 98 zugeschnitten, obwohl ich meistens eher 104 wähle, die Ärmel und den Saum aber entsprechend verlängert. Wie so oft fällt Ottobre reichlich aus. Es wäre auch ohne Verlängerung gegangen. Macht nix, passt es eben länger. Den Ausschnitt habe ich für ein kleines interessantes Detail am glatten Shirt mit zwei offenen Streifen als Bündchen versäubert, die sich etwas rollen.



Natürlich geht nichts ohne einen Ballerinaknoten, sei er auch noch so klein. :-)

Et voilá, Mademoiselle Mathilda! Sie gehört zum Ensemble von "Schwanensee". Das ist ja eine ziemlich traurige Geschichte. Vielleicht schaut die Schwanenballerina deshalb so ernst:


Ein Konglomerat verschiedener Blautöne, bei dem der kleine Perfektionist im Kopf schon wieder leise murrt: "So richtig Ton in Ton wärs schöner gewesen ..." Ruhe da drinnen! Das ist schön genug, und man muss beim Material ja nehmen, was man kriegt. :-)


Ihr Shirt ist ein an ihr schon mehrfach bewährtes Roundabout (Ottobre 1/12), das hier leicht tailliert, aber nach unten nicht ausgestellt zugeschnitten wurde. Für das gewisse Etwas, das das Shirt auch ohne Ballerinazubehör nicht langweilig aussehen lässt, habe ich mal wieder einen Stempel geschnitzt (eigener Entwurf). Die Schwanenprinzessin wurde mit Textilfarbe für dunkle Textilien gedruckt (die leider wohl inzwischen etwas fest geworden war. Deswegen mit Pinsel nachbearbeitet. Den leichten, fedrigen Look finde ich aber letztendlich gar nicht schlecht.) und verziert mit etwas dezentem Glitzer (ein Stift für Textilien).


Ballerinafrisur und Haarreifen sind selbstverständlich. Passend zur Schwanenprinzessin natürlich mit weißen Federn garniert.


Und da sieht man es - sie kann auch lächeln, ein ganz kleines bisschen. Ich glaube, nach ihrem morgendlichen Schwimmunterricht war die Schwanenballerina einfach müde. Bei der Faschingsparty mit Freunden war sie trotzdem sehr vergnügt, kann ich allen versichern, die die traurige kleine Tänzerin jetzt schon bedauern. :-)

Die uns kennen, fragen sich jetzt sicher, wo der junge Mann im Haus abgeblieben ist. Ganz einfach - bei der Oma. Da er lieber dort ist, als im Hort Fasching zu feiern, brauchte er kein Kostüm. Er hat einfach sein über alles geliebtes Kirk-Shirt mitgenommen und zu Feier des Tages getragen. Und nicht nur an dem einen Tag, wie ich ihn kenne. Für ihn ist das nämlich auch ein absolut akzeptables Alltagsshirt. Ich sag da nichts dazu, wenn's glücklich macht ... ;-)

Das war nun Fasching 2016. Nach dem Fasching ist vor dem Fasching - die Kinder planen schon wieder Kostüme ...

9 Kommentare:

  1. WOW .. die sind toll geworden. Die Mädels lieben die Teile sicher sehr. Wenn der Fasching rum ist und die Mädels mal zur Abwechslung keine Ballerina sein wollen, kannst du die Tutus sicher auch schön als Petticoat für unten drunter unter Schwing- und Drehkleidchen verwenden. Probiert es einfach mal aus ... solche Kleidchen sehen mit Petticoat unten drunter gleich nochmal so toll aus ... zumindest trägt meine Große ihren Petticoat nochimmer sehr gerne unter den Tanzkleidchen. Sie meint zudem, dass es selbst im Winter im Kleid so immmer schön warm am Popo ist ;-) ....

    LG
    Florentine

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  2. Sehr hübsch die beiden Damen! Obwohl sie sehr mädchenhaft angezogen sind, sehen sie nicht aus wie "Glitzern um jeden Preis", wenn du verstehst was ich meine. Das gefällt mir! Bei uns wurde auch schon wieder geplant. Im Hort gingen wohl zwei ältere Mädchen als Pfau. Das soll es dann bitte beim nächsten Mal auch für die Große sein. Ich antworte dann immer mit "Jaja, abwarten" :-)

    LG
    anne

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  3. Wie hübsch! Sehr gut gelungen. Besonders gefällt mir die Halsauschnittlösung. Das ist also ganz ohne Bündchen, nur zwei Streifen Jersey offen (gedehnt) genäht? Genial!
    Liebe Grüße,
    Kathrin

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  4. Ach niedlich! So einfach und doch effektvoll. Irgendwie auch schön, dass die beiden wieder ein Kostüm haben, was sie als "Zusammengehörig" ausweist, das finde ich toll!

    Liebe Grüße!

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  5. Das hätte meiner ebenfalls gefallen. Da hast du dir sehr viel Mühe gegeben und das Ergebnis ist toll.
    LG Kerstin

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  6. Erst jetzt gesehen - wundervoll! Das wäre etwas, was ich mir für meine Damen auch vorstellen kann. Zum Glück merkt sich ja der Blog alles und man kann nachlesen!

    LG

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  7. Sehr toll geworden und ich kann Anne nur zustimmen, so sind sie richtige Tänzerinnen geworden und nicht so rosige Glitzersmäuse. aber dass das ein Akt mit den Röcken war, glaube ich gern.Ich habe mein Kostüm als Kind noch wochenlang zu Hause beim Spielen getragen.VG K.

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  8. Das Ergebnis gefällt mir sehr, könnte auch auf meine To-Do Liste mal stehen ;-)

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