Donnerstag, 16. Juli 2015

Nein, ich bin NICHT Supermom!

Nur falls der Gedanke gleich aufkommen sollte ... Weder habe ich vor, mich für den Titel "Supermom des Jahres" zu qualifizieren, noch beabsichtige ich, allen Frauen, die so ein Ding mal eben an einem Nachmittag zusammenbasteln oder gar fertig kaufen :-o, vorzuführen, was für Rabenmütter sie doch sind. ;-)


Ich nähe einfach nur seit Tagen an der wahrscheinlich aufwändigsten Zuckertüte aller Zeiten. Und bei sowas kommen oben genannte Vorwürfe gern mal. Von Angesicht zu Angesicht ist es mir noch nicht passiert. Aber in einem Forum wurden ähnliche Gedanken schon laut. Ich hab dann lieber gar nicht erwähnt, dass ich auch so eine bin, die Kinderkleidung, Faschingskostüme und Zuckertüten selber näht, außerdem für den Kindergarten bei jeder Gelegenheit Kuchen bäckt, auf Ausflüge mitfährt, im Elternrat sitzt, Verkleidungsklamotten repariert, Täschchen für die Puppenecke zaubert und dergleichen Hausfrauenverbrechen. Ist halt so: Wir Heimchen am Herd haben ja sonst nix und brauchen das, um unser Ego zu polieren. Am besten geht es uns dabei, wenn sich die berufstätigen Rabenmütter angesichts unseres Engagements so richtig mies fühlen. Oder etwa nicht?

Nö, definitiv nicht! Ich spreche hier einfach mal für mich: Wir leben die sogenannte "traditionelle Rollenverteilung". Das klingt so reaktionär. Dabei ist dieses eigentlich nur eins von vielen Modellen, die zu vielen verschiedenen Familien unterschiedlich passen. Weder modern, noch unmodern. Jetzt unsere Wahl, weil es für uns so passt - zu unserer Gesamtsituation, unseren Persönlichkeiten, unseren Vorstellungen von unserem Leben. Wie gesagt, das gilt für uns und das gilt momentan. Bei anderen ist es möglicherweise anders und auch völlig in Ordnung. Ich muss mir nicht beweisen, dass unser Lebensmodell richtig ist, indem ich jede Gelegenheit nutze, die Fehler anderer Entwürfe vorzuführen. Die Energie kann ich gut anderweitig gebrauchen, danke.

Ich engagiere mich trotzdem hier und da, einfach, weil ich es kann. Ich habe die Zeit und investiere sie in Dinge, die auch denen nützen, die sie eben nicht haben. Alle Kindergartenkinder spielen gern mit der neuen Tasche in der Puppenecke, sind froh, wenn ein Ausflug nicht wegen Personalmangels ausfallen muss und freuen sich über einen leckeren Kuchen. Eine perfekte Möglichkeit für die vielbeschäftigten berufstätigen Mütter, sich diesbezüglich mal entspannt zurückzulehnen. Eine Baustelle, die nicht die ihre ist. Das ist doch wunderbar, oder?

Ich kann mir vorstellen, dass es Mütter gibt, die sich auf unangenehme Weise engagiert geben. Muss wohl so sein, das komische Bild der "Übermutter" kommt sicher nicht von ungefähr. Das ist aber ein persönliches Problem und ganz bestimmt nicht die Einstellung der gesamten Hausfrauenfraktion. Dafür kann ich zumindest garantieren. Das gehässige "Na, DIE haben's wohl nötig ... ICH hab ja für sowas keine Zeit ..." trifft also zumindest in einigen Fällen nicht die Richtigen. Schön wäre es doch, die ganze Müttergesellschaft könnte sich als Team begreifen. Ihr kennt ja die berühmte Definition: TEAM - Toll, Ein Anderer Macht's!

Wie bin ich jetzt darauf gekommen? Ach ja, die Zuckertüte. Was die betrifft, handelt es sich natürlich eher um persönliches als gemeinnütziges Engagement. Auf dieses Projekt treffen allerdings die gleichen Beweggründe NICHT zu, wie auf oben genannte Aktivitäten. Warum ich das Ding nähe? Weil ich mein Kind erfreuen will und weil es mir Spaß macht. Natürlich wäre das Kind auch mit einer schlichteren Variante glücklich zu machen. Aber dann ist da noch der Fluch des Perfektionismus. Da wird ein Motivwunsch geäußert, zum Ranzen soll es passen, es formt sich eine bestimmte Vorstellung in meinem Kopf, die entwickelt sich beim Stoffkauf weiter, bei der Umsetzung laufen die Ideen Amok und dann hat man's: Dann MUSS man einfach doppelt genähte Applikationen von Hand anbringen, viele kleine Röschen häkeln und noch dieses Detail und jenes ...
(Gegen die Verleihung des Titels "Supermom" spricht, dass in dieser näharbeitsreichen Zeit der Haushalt ganz schön ins Hintertreffen gerät ... Supermom schafft natürlich beides. Mit links.)
Am Ende haben wir eben jedenfalls die beste Zuckertüte der Welt, so. :-p

Und JA, es würde mich freuen, wenn jemand sie bewundern sollte. Das gebe ich offen zu. (Wobei ich bezweifle, dass außer unserem Kind jemand sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Erfahrungsgemäß sind bei der Einschulungsfeier nämlich alle mit ihren eigenen Kindern und Zuckertüten beschäftigt.) Wieso auch nicht? Ich freue mich, wenn mein Tochterkind beim Überreichen der Zuckertüte strahlt. Es tut mir ebenfalls gut, wenn der Kuchen im Kindergarten schmeckt oder die Kinder sich bedanken, dass ich ihren Ausflug begleitet habe. Ich brauch das für mein Ego, ich hab ja sonst nix, wie Bezahlung zum Beispiel ... :-) Oder ginge irgendwer gern arbeiten, wenn kein Lohn gezahlt würde und auch Spitzenleistungen jederzeit gleichmütig als Selbstverständlichkeiten hingenommen würden? Braucht und genießt nicht jeder ein bisschen Anerkennung für das, was er tut? Finde ich ganz legitim.
Ich bewundere zum Beispiel alle, die Beruf, Haushalt und Familie schaffen, auch wenn sie ihre Zuckertüten kaufen. :-)

8 Kommentare:

  1. Volle Zustimmung auf allen Seiten!
    Es gibt so viele Lebensmodelle, die alle funktionieren. Warum sollte man soetwas in Frage stellen? Jeder soll so leben, wie es am besten für einen passt. Dann müssten ja eigentlich alle zufrieden sein oder?
    Deine Tochter freut sich bestimmt sehr =)
    Liebe Grüße,
    Kathrin

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  2. Das, was man von der Zuckertüte sieht, sieht toll aus. Und dein Engagement für deine Kinder ist auch toll. Ebenso dein Post mit jedem einzelnen Wort. Wie Recht du doch hast. Bei uns läuft es ähnlich. Ich bin Basteltante auf ganzer Linie, einfach weil es mir Spaß macht. Und wenn es mich und die Kinder freut, dann ist es richtig. Sollen die anderen doch denken oder reden, was sie wollen - wenn sie zuviel Zeit dafür haben :). Du machst das toll! Ich lese deine Posts mit genähten oder reparierten Faschingskostümen und alles andere immer gerne.

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  3. Ach Doro, lass dich bloß nicht ärgern! So wie Du es machst, ist es richtig. Ich weiß nicht, ob ich bei drei Kindern arbeiten gehen würde. Im Moment ist es schon ein wenig wie im Hamsterrad. Meine Große bekommt auch eine genähte Zuckertüte, aber Zeit habe ich, seit ich wieder arbeite, nicht wirklich. Also alles Häppchenweise. Gestern war ich auf dem Heimweg nochmal schnell auf der Torgauer Str., um die 20cm bestellten Stoff zum Applizieren abzuholen. Ich habe schon mitbekommen, dass es einigen Eltern wohl um eine Art Wettbewerb geht, wer die größte Zuckertüte hat und am meisten geschenkt bekommt:-( Ich will sowas nicht! Meine Tochter soll einfach eine besondere Zuckertüte bekommen, die ihr gefällt. Ich glaube auch, dass sie es inzwischen schon ein wenig wertschätzen kann, wenn ich etwas extra für sie mache.
    Ich war übrigens sehr erleichtert, als meine Tochter meinte, sie freue sich, zur Schuleinführung mal wieder ihr "gutes Kleid" anzuziehen. Denn ein neues, das würde ich nun wirklich nicht schaffen;-)

    LG
    anne

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  4. Du sagst es - jeder so, wie es für die eigene Lebenssituation am besten passt und jede Medaille hat eben zwei Seiten. Ich finde wiederum das mitleidige "oh, du musst arbeiten gehen" so gar nicht zu meinem Lebensgefühl passend, denn so ein Arbeitsalltag mit zwar durchaus stressigen Zeiten aber auch entspannten Kaffeepausen, lustigen Mittagessensrunden (bei denen man sich nur um den eigenen Teller kümmern muss) und anregenden Gesprächen finde ich manchmal deutlich einfacher als die Vollzeitbetreung der Familienjüngsten oder die Komlettverantwortung für den Haushalt, den ich sehr gern gleichberechtigt mit dem Mann teile ...

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  5. Hallo Dora,

    uhjuju, im Osten muss man sich vermutlich öfter dafür rechtfertigen, wenn man "nur" Hausfrau und Mutter ist, oder? In Bayern wärst Du in vielen Gegenden noch die Parademama schlechthin. Hier in NRW arbeiten die meisten Mamas Teilzeit, weniger sind Hausfrauen und noch weniger arbeiten Vollzeit. Die meiste ehrenamtliche Arbeit in Kiga und Schule bleibt auch an den teilzeitarbeitenden Mamas hängen, weil die Vollzeit arbeitenden keine Zeit haben und den Hausfrauen leider häufig das nötige Verständnis fehlt (da mit Migrationshintergrund oder aus schwierigem Milieu). Umso mehr freut es mich, wenn ab und an doch eine verständige und fähige Hausfrau auftaucht, die sich in Schule und Kiga einbringt - häufig auch sehr kreativ, so wie Du das tust. Und es stimmt, Schule, Kiga, Eltern und Kiga wissen das sehr zu schätzen!
    Ich finde es toll, wenn man zwischen verschiedenen Lebensentwürfen wählen kann und mit dem gewählten dann auch zufrieden ist. Leben und leben lassen!

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  6. Sorry, sollte natürlich "Hallo Doro" heißen...

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  7. Das hast du aber auf den Punkt gebracht !!
    Das sehe ich alles genauso ... jeder wie mag und kann und wie es zu ihm passt ... richtig!
    Mein Kleiner bekommt ne gekaufte Star Wars Rebells Tüte ... weil er sie sich sooo sehr wünscht ... ist doch egal ob ich sie "hässlich" finde, Hautsache seine Augen strahlen und er zieht mein genähtes Hemd zur Einschulung an ;O)!

    Also nicht beirren lassen !!

    Liebgruß Doreen

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  8. Das hast du wieder mal sehr schön geschrieben. Ich glaube den Titel Supermum will ich gar nicht haben. Schließlich möchte ich, dass meine Tochter mich mit meinen Schwächen und Stärken sieht und liebt, lernt, dass Menschen nicht gleich sind und es kein allgemeingültiges Lebensmodell gibt. Ich finde es immer sehr skurril, dass man sich für alles was man tut oder nicht tut, rechtfertigen muss - ob man arbeitet oder nicht, stillt oder nicht, ein oder kein oder fünf Kinder hat ... . Da wird immer unterstellt, dass man nicht darüber nachgedacht hat, nur weil das Ergebnis ein anderes ist. Als ich mir neulich erlaubte, mich auf den Urlaub zu freuen und gesagt bekam, dass ich doch sowieso immer Urlaub hätte (und zwar von jemandem, der immer mal davon profitiert, dass ich mal schnell Kinder hüten oder Kuchen backen kann) war ich schon etwas sauer.
    Das Fräulein hatte damals eine Kaufzuckertüte, weil sie die unbedingt wollte, dazu ein aufwändiges Kleid samt Hut und so war es für uns und für sie perfekt.
    Ich wünsche dir fröhliches weiterwerkeln - ich weiß, dass dich genau dass glücklich macht und darauf kommt es doch an.
    Viele Grüße,
    Malou

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