Mittwoch, 26. Dezember 2018

WKSA 2018 - Finale!

Es ist geschafft! Mein erstes Sew-Along-Weihnachtskleid wurde planmäßig fertig und am Heiligabend ausgeführt. Eigentlich war ich sogar für meine Begriffe absolut außergewöhnlich früh fertig - schon letzten Dienstag. Da war tatsächlich noch genug Luft, ein zweites und drittes Kleid in Angriff zu nehmen. Die waren dann allerdings nicht für mich. Deswegen bekommen sie ihren eigenen Auftritt.

Nun also Vorhang auf für DAS Weihnachtskleid (fotografiert vom Kind, weswegen ich ungewöhnlich groß aussehe. :-) ):



Zur Erinnerung: Kleid 113 aus burda style 10/18. Statt des empfohlenen mittelschweren Jerseys habe ich es aus einem elastischen Webjacquard genäht. Beim Zuschneiden stellte ich fest, dass es sich wohl eigentlich um einen Hosenstoff handelt. Er ist nämlich nur längs- und nicht querelastisch. Für das Kleid habe ich ihn also quer zur eigentlichen Stofflage zugeschnitten, weil ich das gern in Querrichtung dehnbar haben wollte.

Nach dem Probemodell waren einige Änderungen fällig. Da die Brustabnäher perfekt saßen, oben und an den Ärmeln aber viel Luft war, habe ich ab Achselhöhe eine Größe kleiner angebastelt, aber so, dass die Höhe der Brustabnäher erhalten bleibt. Kleinere Größe und fba kam für mich in dem Fall nicht infrage, da der Schnitt durch die Falten tückisch asymmetrisch ist. Noch nicht mal die beiden Brustabnäher sind identisch. Da spart man es sich doch lieber, allzu viel im Originalschnitt herumzupfuschen.
Die Oberärmel habe ich um 2cm gekürzt, um die Ellenbogenabnäher an die richtige Stelle zu bugsieren. Vom Ärmelsaum gingen auch noch ein paar Zentimeter weg. Den Rock habe ich um insgesamt 11,5cm gekürzt. Ein Teil davon wurde unterhalb der Hüfte weggenommen, der Rest vom Saum. Da im Kleid ein Gehschlitz vorgesehen ist, musste das sein. Der hätte sonst bei so viel Kürzung aus der Mitte bis fast zum Hinterteil gereicht. Und das kanns ja nicht sein ... ;-)

Meine persönliche Hürde habe ich bei diesem Kleid besser denn je gemeistert: Ich gebe zu, dass ich immer noch vor jedem nahtverdeckten Reißverschluss so ein bisschen zittere. Da kann trotz Spezialfüßchen ohne das nötige Fingerspitzengefühl doch einiges schiefgehen. Aber dieses Mal ist alles perfekt. Nichts hakt, alles trifft sich wo es soll, nichts ist zu sehen, wo nichts sein soll. Wunderbar - und der größte Witz daran ist, dass ich den Reißverschluss ständig vergesse zu nutzen, weil das Kleid so elastisch ist, dass ich problemlos einfach so raus- und reinschlüpfen kann. Aber was solls, Übung hat noch nie geschadet. :-)

Stoff und Schnitt tragen sich zusammen sehr angenehm. Man sieht, dass beim Tragen ein paar Falten bleiben. Aber ich denke, das ist in Ordnung. Das Bild entstand auch erst am zweiten Tragetag, nachdem ich am Heiligabend schon damit auf dem Sofa geknüllt hatte. Ein schönes Kleid für feinere Anlässe also, so ein wintertaugliches "kleines nicht-ganz-Schwarzes". Und auf alle Fälle um Längen besser als das Probeteil. :-D

Dank MMM-Weihnachtskleid-Sew Along kam ich dieses Weihnachten recht stressfrei zu einem schicken neuen Kleid. Und Spaß gemacht hat es auch noch. Gemeinsam ist es doch immer schöner als im Einzelkämpfermodus. Vielen Dank an die Organisatorinnen, für alle Mühe, die sie investieren, um dem gemeinsamen Nähen die nötige Plattform zu bieten! Habt alle noch eine schöne, entspannte Zeit um Weihnachten und Jahreswechsel!


Sonntag, 16. Dezember 2018

WKSA 2018 - Das Probemodell

Ich habe eigentlich nicht mehr dran geglaubt, aber das Probemodell habe ich kurz vor knapp noch geschafft, um es zum WKSA-Treffen beim MMM zu schicken. Schon praktisch, wenn die Kinder größer werden und es fertigbringen, ganz allein das Abendessen zu kochen. Während die 10jährige uns Plinsen zubereitete (das, was überall außer in Sachsen Pfannkuchen oder Eierkuchen heißt :-) ), konnte ich mein Testkleid schnell zusammenschustern. Der Mann hat jetzt nach der weitestmöglichen Fertigstellung noch scheußlich-schöne Fotos geknipst. Genießt den Anblick, ich werde ihn in Zukunft tunlichst vermeiden. :-D Der schauderhafte Stoff steht mir so gar nicht, die Nähte ziehen, die Abnäher können im Dederon auch nicht ordentlich gebügelt werden. Auf den Bildern sehe ich außerdem wie meine eigene Urgroßmutter aus.

Was jetzt nach absoluter Katastrophe klingt, ist so schlimm aber gar nicht. Im Großen und Ganzen ist die Passform nämlich gar nicht übel.


Die Brustabnäher sitzen gut, das ist schon die halbe Miete. Die Schultern würden vermutlich auch noch besser sitzen, wenn ich am Ausschnitt die vorgesehenen Belege anbringe, statt ihn nur für den groben Eindruck schnell umgeklappt festzusteppen. :-) Ich erwäge allerdings, oberhalb der Brust eine Größe kleiner zu wählen und da den größeren Rest dranzubasteln. Das schaue ich mir noch mal genauer an.
Die Ärmel habe ich ohne Saumzugabe zugeschnitten, gedacht sind sie als 3/4-Arm. Bei mir sind sie lang. Klar, dass so die Ellenbogenabnäher zu weit unten sitzen. Der Oberarm muss also gekürzt werden.

 Die Abnäher am Rücken sitzen gut. Da kommt im "richtigen" Kleid dann noch ein Reißverschluss rein. Hier habe ich mutig einfach die Rückennaht zugenäht, was überhaupt kein Problem war. Zu eng wirds also keinesfalls. Die Taille kann, wenn ich mir die Bilder so ansehe, wohl auch noch ein kleines Stück nach oben. Und der Rock muss natürlich gekürzt werden. Gedacht ist er knieumspielend, und so möchte ich ihn auch haben.

Das Fazit der Probenäherei: Der Schnitt hat das nötige Potential und wird mit ein paar kleinen Änderungen ein schönes Weihnachtskleid ergeben - wenn ich mich ranhalte. Denn von den heutigen Vorgaben des WKSA bin ich noch ein Stückchen entfernt:

 Fertig. Mit Kleid 1, 2 und 3. Jetzt kann ich noch ein Jäckchen stricken, eine passende Tasche nähen und die letzten Weihnachtskekse backen.
- Puh, ich habe die knifflige Stelle gemeistert und bin wahnsinnig stolz auf mich. Nie hätte ich das gedacht.
- Jetzt aber los. Die letzten Geschenke besorgen, das Weihnachtsmenü planen und natürlich noch das Kleid säumen.


Aber ich bin doch ein ganzes Stück weiter und irgendwie wirds schon werden ... :-)


Beim Zuschneiden des Probestoffs bin ich noch auf ein lustiges Detail gestoßen: Das Original-Preisschild von anno dazumal:


Ich bin erstaunt, wie teuer diese Scheußlichkeit mal war. Man kann ja wohl getrost davon ausgehen, dass der damalige Preis in Mark so ungefähr dem heutigen Wert in Euro entspricht. Und das Zeug ist wirklich grauslich. Es stinkt, und zwar nicht erst, wenn man es getragen hat. Wie Omas alte Kittelschürze. Nostalgie kann so schön sein ... oder eben nicht ... :-D

Sonntag, 9. Dezember 2018

WKSA 2018 - Mühsam ...

  ...ernährt sich das Eichhörnchen, wie es so schön heißt. Oder eben ... entsteht ein Weihnachtkleid. Das Thema für die Teilnehmerinnen auf dem MMM-Blog lautet heute:

Das Probemodell ist genäht und passt. Jetzt geht es weiter.
Nichts passt. Der Schnitt nicht zu mir, der Stoff nicht zum Schnitt. Hilfe!!! Ach, alles nicht so schlimm. Weihnachten hat 3 Tage, ich nähe jetzt das 2. Kleid.

Tja, so schnell schießen die Preußen nicht, und die sächsischen Damen nähen nicht derartig flott (wenn ich jetzt mal von mir ausgehe :-) ). Nix ist genäht bisher. Aber es geht voran, wie angekündigt in kleinen Schritten. Der Schnitt ist immerhin kopiert und damit eine meiner großen Hürden geschafft. Kopieren und Zuschneiden sind das Schlimmste für mich. Wenn ich dann einmal nähen kann, ist alles gut und es dauert nicht mehr lang bis zum fertigen Kleid.

Zur Erinnerung, es soll Kleid 113 aus burda style 10/18 werden. Das Modell weist an Ausschnitt und Vorderrock eingelegte Falten auf. Das macht es nicht ganz einfach, anhand des Schnittmusters festzustellen, ob Schultern und Oberweite mit einiger Wahrscheinlichkeit am Ende vernünftig sitzen. Nachträgliche Korrekturen sind so auch eher schwierig. Ich habe also doch beschlossen, zumindest ein Probeoberteil  zu nähen und dafür einen Stoff aus den Vorräten gekramt.


Das karierte Etwas brachte meine Mutter mir vor einiger Zeit mit. Die hatte es aus den Beständen einer älteren Dame bekommen. Es könnte also gut aus den 70ern stammen. Für diesen Stoff haben viele, viele Polytierchen ihr Leben gelassen :-D, deswegen würden wohl, trüge man ein Kleid daraus ernsthaft auch nur für 5 Minuten in einem geheizten Raum, die Umstehenden bald ob des Geruchs die Flucht ergreifen. Stoffe wegzuwerfen fällt mir aber schwer, schließlich kommt für fast jeden irgendwann der Moment, wo er sich als nützlich erweisen kann, sogar für diese kunstfaserige Monstrosität. Da sie sehr ähnliche Dehnungseigenschaften aufweist wie mein eigentlich fürs Weihnachtskleid eingeplanter Jacquard, werde ich sie zum Probeteil verarbeiten. Die 5 Minuten Ruhm müssen dann aber auch genügen. :-)

Kopierter Schnitt und Stoffe liegen jetzt also zur Verarbeitung im Wohnzimmer bereit, und ich hoffe, diese Woche zumindest das Probeteil und den Zuschnitt des "guten" Stoffs zu schaffen.

Wie weit die anderen Mitnäherinnen sind, werde ich jetzt gleich herausfinden, wenn ich meinen Zwischenstand beim WKSA auf dem MMM-Blog präsentiere.

Sonntag, 2. Dezember 2018

WKSA 2018

Beim MeMadeMittwoch bin ich ja nun schon ein Weilchen hier und da dabei, wenns passt. Allerdings habe ich es leider noch nie zum Weihnachtskleid-Sew Along geschafft, obwohl ich eigentlich immer gern dabei gewesen wäre und mir auch meistens für Weihnachten ein neues Kleid genäht habe. Aber, wie es bei mir so ist, immer auf den letzten Drücker.
In diesem Jahr soll das nun endlich mal anders sein. Ich habe seit Längerem ein Kleid im Auge, das ich mir gern nähen würde. Stoff und Reißverschluss liegen schon seit dem Herbststoffmarkt bereit. Beste Voraussetzungen also, und trotzdem habe ich es geschafft, den Einstieg ins WKSA zu verpennen. Nun ja ...
Ich hoffe, dass ich zum heutigen zweiten Termin noch einsteigen kann. Immerhin steht ja schon einiges an Vorplanung und ich muss nur noch den Schnitt kopieren und anfangen. :-) Das habe ich mir für diese Woche fest vorgenommen.

Jetzt zu den harten Fakten:

Genäht werden soll dieses Kleid aus Burda Style 10/2018 (S.46):


Es handelt sich um Modell 113. Mir gefällt die schlichte Etuiform mit den Falten an Rock und Ausschnitt als raffiniertes Detail. 3/4-Ärmel mag ich ebenfalls. Diese neckische Schleife an der Taille werde ich wohl eher weglassen. Empfohlen wird für das elegante und laut Zeitschrift büroalltagstaugliche Kleid ein Jersey mit etwas Stand.

Ich habe eine Alternative gefunden, die mir optisch sehr gut gefällt und die hoffentlich technisch genauso gut funktionieren wird:


Der Stoff meiner Wahl ist kein Jersey, sondern ein elastischer gewebter Jacquard. Er dehnt sich nur in Querrichtung, was, wie ich hoffe, kein Problem sein wird. Längsdehnung ist meiner Meinung nach für den Schnitt nicht erforderlich. Da er sowieso mit Reißverschluss und Gehschlitz gearbeitet wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwo eng wird, doch eher gering. Zur Sicherheit werde ich wohl erstmal großzügige Nahtzugaben als Reserve vorsehen und  schauen, wie das Ganze sitzt.
Farblich habe ich nach reichlich Rumprobiererei mit verschiedenen Kameraeinstellungen ein Bild hinbekommen, das zumindest auf meinem momentan genutzten Monitor der Realität ziemlich nah kommt. Was natürlich keinerlei Garantie dafür ist, dass das auf anderen Bildschirmen ebenfalls zutrifft. :-) Vorsichtshalber also noch in Worten: Das Muster ist in Schwarz und Dunkelblau mit einem Stich ins Violette gehalten. Was die Mustergröße angeht, dürfte sie sich wohl in ähnlichen Dimensionen bewegen, wie auf dem Burda-Modell.

Und jetzt - muss ich, wie gesagt, NUR noch anfangen. Ich hab die Zeitschrift schon mal startklar ins Wohnzimmer zu den Nähutensilien gelegt. Immer Schritt für Schritt ... ;-)

Selbstverständlich landen meine bescheidenen Anfänge nun flott auf dem MMM-Blog, wo ich gleich noch neugierig die Fortschritte der anderen Teilnehmerinnen beäugen werde. Und ein herzlicher Dank geht an die Organisatorinnen, die die schöne Tradition des WKSA auch dieses Jahr wieder hochhalten!

Mittwoch, 7. November 2018

November-MMM mit Juni-Jacke



Geschafft, ich bin noch drin im heutigen MMM. Während der letzten Tage habe ich mich aufgerafft und ein seit Juni unvollendetes Teil endlich zum tragbaren Kleidungsstück umgewandelt. Eine leichte Jacke sollte es werden, so zum Überwerfen, wenn es warm, aber vielleicht ein bisschen windig ist, man also nichts braucht, was einen so richtig wärmen würde. Nicht zu eng sollte sie sein, eher schlicht und relativ hoch geschlossen, damit sie auch über einem weiter ausgeschnittenen Sommershirt ein bisschen schützt.Ursprünglich hatte ich dafür Sommersweat kaufen wollen. Dann fiel mir aber ein interessanterer Stoff in die Hände - außen Strick, innen eine glatte Jerseyschicht und trotz der zwei Lagen schön baumwollig leicht. Mal was anderes, kam also mit.

Stand noch die Frage, nach welchem Schnittmuster ich nähen würde. Das, was ich mir vorgestellt hatte, war nirgendwo zu finden. Also wurde gebastelt. Ich brauche als Grundlage immer ein Stückchen Oberteil mit Ärmeln, denn Armausschnitte und Armkugeln passend hinzubekommen, traue ich mir nicht zu.
Letztendlich diente ein Ottobrekleid mit eher weiten Ärmeln und Schultern als Jackenbasis. Den Rest habe ich dann dazuexperimentiert, indem ich es mit verschiedenen Schnittmustern verglichen habe, die die gewünschten Eigenschaften hatten. Bei solchen Experimenten passt natürlich nicht alles auf Anhieb. War zu erwarten, hatte aber leider erstmal die Ufoisierung der designierten Jacke zur Folge. Eigentlich hatte ich sie nach Barcelona mitnehmen wollen. Als im ganzen Pack- und Organisationsstress dann aber die Brustabnäher nicht sitzen wollten, gab ich zähneknirschend auf. Und wie es so ist in solchen Fällen, kann es dauern, bis man sich aufraffen kann, das Problem anzugehen und auszutüfteln.

Als uns letztes Wochenende unerwartet ein kinderfreier Tag zu Hause zufiel, war mir tatsächlich so ein bisschen langweilig und bekam spontan Lust, mich mit dem widerspenstigen Kleidungsstück herumzuschlagen. Die Abnäher wurden verlegt. Dann musste ich mir noch eine Knopfleiste dazu konstruieren, weil ich im Stress auch noch vergessen hatte, genug Stoff für einen Untertritt an die Vorderteile zu geben. Weil ich dann unbedingt wollte, dass diese extra Knopfleiste von Halsausschnitt bis Saum durchgängig ist und auf der Rückseite trotzdem alles schön sauber aussieht, musste ich das auch noch nach der Learning by doing- Methode ausklamüsern. Unglaublich, welche Energien man entwickelt, wenn man ungeplant Ruhe hat. :-D

Damit die Jacke nicht ganz langweilig daherkommt, bekam sie noch zwei Taschen und ein paar Lederdetails mit Ösen verpasst. Geschlossen wird sie mit Druckknöpfen, die ich von Hand angenäht habe. Die Strickstruktur wäre für Knopflöcher nicht geeignet gewesen. Und mir gefällt es auch, dass die Knöpfe nicht zu sehen sind.


Insgesamt bin ich durchaus zufrieden mit dem Produkt der Bastelei, wenn auch der kleine Perfektionist im Kopf am Ende doch wieder hier und da einiges zu bemängeln hat. Ein bisschen weniger weit hätte es dann doch noch sein können. Aber da momentan ja eher oversized modern ist, macht das wohl nichts. Das ist eben einfach eine moderate Version, die an mir nicht ganz so blöd aussieht, wie die Extremvariante. :-)

Dass es keine Junijacke geworden ist, macht fast gar nichts. Ich kann sie im Herbst und Winter genauso gut tragen. Mir sind nämlich Jäckchen für den Zwiebellook viel lieber als Pullover. Ich kann also jederzeit jede Menge davon gebrauchen. Also auf in den November mit dem neuen Stück. Und jetzt erstmal ab zum MMM, wieder liebevoll präsentiert und organisiert, und jedesmal so interessant und inspirierend. Danke!

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Mathilda ahoi!

Neues von mir nach langer Abstinenz. Wo ich gerade am Computer sitze, um schnell ein Schnittmuster auszudrucken, kann ich den Umstand auch nutzen und flott einen Post in die Welt schicken. Stell ich doch endlich mein bisheriges Lieblingsteil des Jahres vor:

So ganz neu ist es nun schon nicht mehr. Ende Juni entstand es aus gegebenem Anlass. Als Dresdner leben wir ja in der schönen Stadt, in der auch Erich Kästner seine Kindheit verbrachte (wie man in seinem Buch "Als ich ein kleiner Junge war" wunderbar nachlesen kann). Dem berühmten Sohn Dresdens ist natürlich ein Museum gewidmet. Und von da aus wird jedes Jahr für Drittklässler eine Kästner-Rallye organisiert. An der wollte die Klasse von Kind Nr 2 teilnehmen (und ich durfte als "Begleitmama" mit).
Die Rallye ist eine spannende und wirklich liebevoll und aufwändig gestaltete Veranstaltung mit Diebesjagd á la "Emil und die Detektive", verschiedenen Stationen, die Themen aus Kästner-Büchern aufgreifen und zum Nachdenken und Mitmachen anregen, viel "Fußarbeit" durch die gesamte Innenstadt und vor allem Spaß. Der fängt schon damit an, dass die Kinder sich (so ungefähr jedenfalls) im Stil der Entstehungszeit von "Emil und die Detektive" kleiden. Klar, dass da ein Nähprojekt für mich drinsteckte, strebte das betreffende Kind doch höchstmögliche Perfektion an. Woher es das nur hat ...? :-)

Für ein Mädchen "von früher" muss es natürlich auf alle Fälle ein hübsch nostalgisches Kleid sein. Praktischerweise hatte ich schnittmustertechnisch das Richtige im Vorrat: Ottobre 3/13. Ich selbst hatte eigentlich ein romantisches Puffärmelkleidchen mit Knopfleiste ins Auge gefasst, von dem ich annahm, dass es im Sinne des Kindes sei. Die Wahl der jungen Dame fiel aber stattdessen auf ein Matrosenkleid. Fand ich super, zumal das mal was ganz anderes ist, als was man sonst so näht. In der Zeitschrift wird ein Modell aus hellblauem Ramie mit rosa Matrosenstreifen gezeigt. So ging das natürlich nicht. Damit es richtig "echt" wird, muss es schon dunkelblau und weiß sein.

Auf der Suche nach dem passenden Stoff im Nähstübchen stießen wir auf einen Chambrai, gewebt aus mittelblauen und schwarzen Fäden. Der Stoff wirkt aus der Entfernung dunkelblau und hat dazu einen wunderschönen Schimmer. Außerdem gefiel uns auch die Struktur, etwas gröber und weicher als Popeline, eher leinenartig, aber weder so teuer noch so knitterig. Der perfekte Stoff war gefunden. Schließlich sollte er kein allzu steifes, strenges Kleidungsstück ergeben, damit es nicht bei dem einen Einsatz als Kostüm bliebe. Dafür wäre der Aufwand an Stoff und Mühe dann doch etwas schade.

Also, langer Rede kurzer Sinn - ein bisschen genäht, gebügelt und so weiter und - tadaaa:


Steht ihr gut, finde ich. Da der Schnitt nur bis 128 ging, ältere Ottobre-Modelle aber sowieso weit ausfallen, habe ich einfach Ärmel, Taille und Saum etwas verlängert. So passt es bei Größe 134 perfekt.


Da der Tag etwas kühler und windig war, mussten die nicht ganz authentischen Leggins drunter. Noch besser wären natürlich weiße Kniestrümpfe gewesen. Die hatten wir aber nicht. Und man muss es ja auch nicht übertreiben mit dem Perfektionismus ... :-D Aber immerhin konnten wir zu unserer Freude einen passenden Strohhut auftreiben. Und brave lange Zöpfe sind natürlich Pflicht zu dem Outfit.


Schon schick, so eine ganze Klasse "von früher" in der Straßenbahn. Schade, dass sie uns keinen "Hecht" geschickt haben ...

Bei der Kästner-Rallye dabei zu sein hat sich auf alle Fälle gelohnt: Für die Kinder, die viel Spaß hatten und nebenbei auch noch so einiges über Kästner, seine Bücher und ihre Stadt lernen konnten. Für mich, weil ich wieder ein Stück nähen konnte, das ich sonst vielleicht nie probiert hätte. Und natürlich für Mathilda, die das schöne Kleid jetzt bei jeder passenden Gelegenheit ausführen darf.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Mediterraner MMM

Wenn ich auch momentan nicht besonders diszipliniert blogge, zum MMM muss angetreten werden. Umso mehr, da er sich ja mit seinem monatlichen Erscheinen relativ rar macht. Was verständlich ist, und auch gar nicht soo schlecht. Dachte man früher eher "Och, nächste Woche ist auch noch ein Mittwoch ...", ist man neuerdings doch eher bestrebt, die eine Gelegenheit jeden Monat mitzunehmen. Das tue ich nun hiermit ganz brav. :-)

Die Überschrift verspricht, dass es mediterran wird. Und das halte ich auch. Es gibt Palmen und Mittelmeer statt der immer gleichen Hof-, Straßen- und Garagentoransichten (von der Wohnzimmertür ganz zu schweigen ;-) ). Dafür präsentiere ich statt eines kompletten Me-made-Outfits zwei mit jeweils einem Kaufteil. Ich habe meine Tagesgarderobe auf unserem Kurztrip zu zweit nach Barcelona leider nicht ganz nach MMM-Kriterien zusammengestellt. Ich hoffe, die Bilder mit Aussicht können das wettmachen. ;-)

Gehen wir von oben nach unten und fangen mit einem Shirt an:


Frau Marlene, die mich mit der hübschen Ausschnittlösung mit Schultereinsätzen gelockt hat. Ich mag so einfache Teile mit gewissen Besonderheiten. Für den kleinen Akzent an der Schulter kann man zum Beispiel prima noch winzige Schnipsel von gemusterten Lieblingsjerseys verwenden, die man nicht übers Herz gebracht hat wegzuwerfen. Hier fallen die Einsätze zum Hauptstoff mit unregelmäßigen Streifen dagegen schlicht einfarbig aus.
Ich konnte es natürlich nicht lassen und habe wieder etwas am Schnitt gebastelt, sowohl aus figürlichen als auch aus sonstigen Perfektionsgründen. Nachdem ich ein (einigermaßen tragbares) Probeteil genäht und eine Weile getragen hatte, musste ich feststellen, dass dieser Schnitt an mir nicht ohne ein FBA auskommt. Wenn die Oberweite nicht genügend Platz bekommt, rutscht der schöne Ausschnitt immer wieder ganz komisch zusammen. Also habe ich nach dieser Anleitung Brustabnäher eingefügt und nach diesem Tutorial den Rest angepasst.
So passt es jetzt ganz gut. Ich glaube, bei meinen Differenzen zwischen Oberbrustweite, Oberweite, Unterbrustweite, Taille und Hüfte wird man ein Shirt, bei dem sich die Abnäherei in Grenzen halten soll, nie 100% perfekt hinbekommen. Da muss das Bestmögliche reichen, die Bequemlichkeit ist ein paar Passformabstriche wert.


Außerdem habe ich noch die Verarbeitung des Ausschnitts verändert. Laut Anleitung wird die Kante nur mit der Overlock versäubert und dann nach innen geklappt festgenäht. Mir sah das an allen Beispielen, die ich gefunden habe, etwas zu labberig aus. Deswegen habe ich Belege dazu gebastelt. So sieht der Ausschnitt fein professionell und sauber aus.

Als nächstes ist der Rock dran. Ich hatte ja schon bei der Präsentation meines Tea Dress' erwähnt, dass ich den Rock nach dem gleichen Schnitt gern hätte. Für die Reisegarderobe habe ich mir den dann auch recht flott genäht. Entgegen meinen sonstigen Vorlieben habe ich einen recht polyesterlastigen Stoff verarbeitet (PE, V, EL). Dafür bietet er genau das, was ich damit erreichen wollte, nämlich, dass ich ihn in den Koffer legen kann, ohne am Ziel der Reise ein hoffnungslos zerstampftes Kleidungsstück hervorzuziehen. Trotz viel Synthetik trägt der Stoff sich angenehm und krabbelt auch entgegen allen Befürchtungen gar nicht an der Strumpfhose nach oben. Ich habe den Rock seit seiner Entstehung nun schon mehrfach getragen und auch gewaschen, was er bisher ausgezeichnet wegsteckt. Das Nähen hat sich wohl gelohnt.
Ich musste den Rock etwas mehr anpassen als das Kleid. Bei diesem hängt der Rock ja praktischerweise am Oberteil und es fällt nicht auf, wenn das Ganze an der Taille etwas lockerer sitzt. Beim Rock ist das anders und er musste etwas enger gemacht werden. Auf Hüfte sah so gar nicht gut aus bei diesem Schnitt. :-)


Hm, etwas derangiert wirkts dank Handtasche und starkem Wind. Im Spiegel wars irgendwie besser. Aber man erkennt die Grundidee. :-) Das zum Rock kombinierte Kaufshirt hat mir auch wegen seines Ausschnitts gefallen - eine extra eingesetzte Blende zum Raglanschnitt. Die etwas längeren Ärmel sind ebenfalls interessant. Das kann man sicher bei Bedarf nachbasteln. Ein bisschen basteln musste ich natürlich auch an der Länge des fertigen Shirts. Figurnah bis Mitte Oberschenkel sieht jetzt nicht sooo prickelnd aus ... ;-) Aber zum schwingenden Rock muss der Saum sowieso im Bund verschwinden.


Apropos Saum ... Ich glaube, den handgenähten Rocksaum habe ich etwas zu fest angezogen. Na ja, wenn ich mal Lust hab, mach ich ihn neu ... vielleicht ... oder er ruckelt sich selber noch zurecht? Guckt da jemand so genau hin? ;-)
Hier jedenfalls nicht. Die Fotos entstanden direkt an der Sagrada Familia, und da haben alle wirklich anderes im Sinn als fremder Damen mangelhafte Rocksäume in Augenschein zu nehmen. :-D

Zum Abschluss noch einmal Rockoutfit mit Aussicht, wie versprochen: vom Parc Güell aus über ganz Barcelona, natürlich mit Sagrada Familia, bis hin zum Mittelmeer. Schön, oder?


So, nun schicke ich meine mediterranen Ansichten schnell zum MMM und bin gespannt, welche selbstgemachten Lieblingsstücke die anderen Damen dort präsentieren.