schleicht das Jahr schon wieder dem Ende zu. Bei allem Alltagstrubel bemerkt man kaum, wie die Monate vergehen. Jedenfalls geht's mir so. Ich tue und mache, was alles anliegt, habe meistens das Gefühl, kaum hinterherzukommen und nie alles zu schaffen, was ich möchte ... Und dann ist plötzlich schon wieder Weihnachten.
Und auch die viel gerühmte "stille Zeit" ist eigentlich alles andere als still. Viel Stress macht man sich selbst. Ich habe so eine idealistische Vorstellung von Weihnachten. Es soll bitte ein Bullerbü-Birkenlund- und eigene Kindheit- Konglomerat sein. Mit Plätzchenbacken, Stollen, Kerzen, Mandarinen, Basteln, Singen, Schön-Aussehen, Gut-Riechen ... eine ganze Sammlung wunderbarer zukünftiger Kindheitserinnerungen für unsere Kinder soll drin sein. Die Wohnung sollte immer fein ordentlich sein, damit die Deko zur Geltung kommt. Und dann möchte ich natürlich auch für jeden das perfekte Geschenk haben. Außerdem für alle schicke neue Festkleidung, selbst genäht natürlich ...
Klappt nur nie. Trotzdem kann ich mich von der ach so schönen Vorstellung nicht recht trennen. Aber ich gebe mir Mühe - gleichzeitig alles zu schaffen und keinen Stress zu haben. :-)
Stressreduzierend wirkt auf alle Fälle eine standardisierte Weihnachtsdeko. Ich habe zwar kistenweise Dekokram, brauche den aber eigentlich gar nicht mehr. Mittlerweile gefällt es mir viel besser, ein paar schöne Gefäße, die ich nicht wegräumen mag, einfach immer wieder jahreszeitlich passend zu füllen. Zu Weihnachten brauche ich dafür neben gekauftem Tannengrün Moos, Lärchenzweige und verschiedene Zapfen. Alles finde ich hier in der nächsten Umgebung. In den letzten Jahren hat es sich immer so ergeben, dass ich am Samstag vor dem ersten Advent losspaziere und diese Sachen besorge. Dann wandere ich allein und ganz in Ruhe über den Friedhof (da gibt's viele verschiedene Zapfen ;-) ), finde meine Deko und kann dabei über Gott, die Welt und das Leben nachdenken. Manchmal singe ich auch ganz leise meine Lieblingsweihnachtslieder. Das Wetter scheint an dem Tag grundsätzlich mies zu sein und alle haben anderes zu tun. So bin ich meistens allein und störe niemanden. Tut gut, Entspaaaannung ...
Wenn ich nach Hause komme, brüllt es dreistimmig: "Mamaaaa!" Dazu wahlweise: "Ich hab Hunger!", "Kann ich was Süßes!", "Nein, ich will nicht aufräumen!" oder ähnliches aus dem reichhaltigen Repertoire. Dann bewährt sich das Auftanken der Seele, wenn ich trotz allem lässig die Deko arrangiere und auch nicht losbrülle, wenn mir jemand mitten durch die auf dem Küchenboden ausgebreiteten Zweige latscht ... :-)
Am Adventssonntag ist dann zwar natürlich nichts perfekt, aber zumindest sieht es weihnachtlich aus:
Das Adventstablett mit Moos und Lärchenzweigen,
der schon lang geliebte Herrnhuter Stern, das einzige an der Weihnachtsdeko, wofür sich alljährlich der Mann im Haus verantwortlich fühlt,
Tannenzweige für den weihnachtlichen Waldduft und die Holzkrippe, die ich schon als Kind geerbt habe und die seitdem dazugehört,
Dinge hier ...
...und Dinge da,
Lärchenkränze klein ...
und groß,
ein paar Zapfen, die sonst nirgends untergekommen sind und in dem Blumengefäß einfach so hübsch aussehen,
der Kranz an der Wohnungtür neu beschriftet, mit Zapfen besteckt und winterlich weißer Schleife dekoriert.
So weit, so gut. Jetzt nehme ich mir die Plätzchen vor ... und die Klamotten ... und putzen und aufräumen und bügeln müsst ich auch ... ach, und die Geschenke, ich will doch nicht wieder auf den letzten Drücker ...
Bloß keinen Stress! :-)
Ich wünsche uns allen eine gesegnete Weihnachtszeit mit einem klaren Blick fürs Wesentliche! Wir jedenfalls feiern derzeit doch eigenlich die Ankunft des Heilands der Welt. Ohne ihn gäbe es schließlich gar kein Weihnachten, also wollen wir das bei allem Trubel nicht vergessen.
Montag, 30. November 2015
Mittwoch, 18. November 2015
Schuhurige Urlaubserinnerungen
Schon im letzten Jahr hatte ich das süße kleine Stofflädchen vorgestellt, das das Nähbloggerglück im Urlaub komplettiert hatte. Ehrensache, dass wir auch dieses Jahr wieder dort vorbeischauen mussten. Meine beiden Mädels ließen es sich natürlich nicht nehmen dabeizusein und sich das eine oder andere stoffige Souvenir auszusuchen.
Beim großen Tochterkind musste es "Hootyblooms" von Swafing sein, offenbar schon in weiser Voraussicht auf den Herbst, wenn sowieso alles Warme vom letzten Jahr zu klein sein würde. Denn bei dem Stoff in ziemlich kunterbuntem Design handelt es sich um einen nicht allzu dicken, aber innen schön kuscheligen Sweat.
So richtig kalt will es dieses Jahr bislang nicht werden. Doch es könnte ja jederzeit - also endlich ran an den Urlaubsstoff. Zum augenfälligen Design habe ich einen schlichten Schnitt ausgewählt, bei dem ich mit dem vorhandenen halben Meter auskommen würde. Ein fröhlich buntes Teil zur alltäglichen Jeans sollte es werden.
Und genau das haben wir nun. Nur wo fotografieren bei herbstlicher Düsternis und Orkanböen? Versuchen wir's mal im Treppenhaus. Da gibt's immerhin eine mehr oder weniger weiße Wand und noch etwas mehr Tageslicht als in der Wohnung. Huuh, was stürmt's da draußen grad! Heult wie 10 bunte Eulen. :-)
Schnitt: "Roundabout", Ottobre 1/2012, ein schlichtes, nach unten leicht ausgestelltes Modell, eigentlich für Viskosejersey konzipiert. Für den dickeren Sweat, der außerdem mehr längs- als querelastisch ist, habe ich an Ärmel-und Seitennaht 1,5cm Nahtzugabe angefügt, aber nur mit der Standard-Overlockbreite genäht. So lässt sich der Pulli problemlos anziehen und passt perfekt (Gr. 122).
Und noch ein Kuschelfoto aus der Nähe, damit man die "Hootyblooms", die die Pulliträgerin so begeistern, auch richtig würdigen kann.
Menno, das dauert, bis man ein paar halbwegs anständige Fotos im Kasten hat! (Alles nur gespielt - Kind liebt das "Rumgeaff" und entsprechende Fotos. :-) ) Direkt aus dem Leben.
Übrigens sind die Eulen Urlaubserinnerung in doppelter Hinsicht:
Dieses interessante Wesen konnten wir nämlich mehrfach direkt vom Fenster der Ferienwohnung aus beobachten. Es handelt sich um eine junge Waldohreule, deren mehrere samt Muttertier dort in der näheren Umgebung lebten. Hier verkroch sich die Hübsche gerade vor einem Gewitter im Baum vorm Fenster. Wie man sieht, betrachtete sie uns Stadtpflanzen, die wir sie fasziniert in ihrem Unterschlupf anstarrten, völlig ungerührt. Auch der Fotograf schien sie kein bisschen zu stören. Ein unbezahlbares Erlebnis, das man daheim nicht alle Tage geboten bekommt.
Beim großen Tochterkind musste es "Hootyblooms" von Swafing sein, offenbar schon in weiser Voraussicht auf den Herbst, wenn sowieso alles Warme vom letzten Jahr zu klein sein würde. Denn bei dem Stoff in ziemlich kunterbuntem Design handelt es sich um einen nicht allzu dicken, aber innen schön kuscheligen Sweat.
So richtig kalt will es dieses Jahr bislang nicht werden. Doch es könnte ja jederzeit - also endlich ran an den Urlaubsstoff. Zum augenfälligen Design habe ich einen schlichten Schnitt ausgewählt, bei dem ich mit dem vorhandenen halben Meter auskommen würde. Ein fröhlich buntes Teil zur alltäglichen Jeans sollte es werden.
Und genau das haben wir nun. Nur wo fotografieren bei herbstlicher Düsternis und Orkanböen? Versuchen wir's mal im Treppenhaus. Da gibt's immerhin eine mehr oder weniger weiße Wand und noch etwas mehr Tageslicht als in der Wohnung. Huuh, was stürmt's da draußen grad! Heult wie 10 bunte Eulen. :-)
Schnitt: "Roundabout", Ottobre 1/2012, ein schlichtes, nach unten leicht ausgestelltes Modell, eigentlich für Viskosejersey konzipiert. Für den dickeren Sweat, der außerdem mehr längs- als querelastisch ist, habe ich an Ärmel-und Seitennaht 1,5cm Nahtzugabe angefügt, aber nur mit der Standard-Overlockbreite genäht. So lässt sich der Pulli problemlos anziehen und passt perfekt (Gr. 122).
Und noch ein Kuschelfoto aus der Nähe, damit man die "Hootyblooms", die die Pulliträgerin so begeistern, auch richtig würdigen kann.
Menno, das dauert, bis man ein paar halbwegs anständige Fotos im Kasten hat! (Alles nur gespielt - Kind liebt das "Rumgeaff" und entsprechende Fotos. :-) ) Direkt aus dem Leben.
Übrigens sind die Eulen Urlaubserinnerung in doppelter Hinsicht:
Dieses interessante Wesen konnten wir nämlich mehrfach direkt vom Fenster der Ferienwohnung aus beobachten. Es handelt sich um eine junge Waldohreule, deren mehrere samt Muttertier dort in der näheren Umgebung lebten. Hier verkroch sich die Hübsche gerade vor einem Gewitter im Baum vorm Fenster. Wie man sieht, betrachtete sie uns Stadtpflanzen, die wir sie fasziniert in ihrem Unterschlupf anstarrten, völlig ungerührt. Auch der Fotograf schien sie kein bisschen zu stören. Ein unbezahlbares Erlebnis, das man daheim nicht alle Tage geboten bekommt.
Dienstag, 10. November 2015
Elternlust und -frust oder Musik macht froh?
Viel los, wie immer und überall ... 2 Lampionumzüge in einer Woche (Natürlich wollen weder Schulkinder noch Kindergartenkind auf "ihren" verzichten. Aber ha, wenigstens sind die genähten Laternen immer noch gut und werden auch gern ein drittes Mal ausgeführt. :-) ), Versicherungsbesuch (Muss auch sein ...), und dann war da, es fängt gleich toll an, diese Woche schon dieser eine Termin, der mich richtig sauer gemacht hat ... Aber halt, dazu später. Erst noch was Schöneres. Eine minikleine Näharbeit:
Was das für ein seltsames Ensemble ist? Also, man muss sich das Kind eigentlich kriechend vorstellen, dann erkennt man ihn vielleicht - den Regenwurm. :-) Im Kindergarten wurde ein Wurmkostüm gewünscht, um "Regenwurm Ringelrangel" stilecht spielen zu können. Es sollte ganz schnell und einfach über die Alltagskleidung zu ziehen sein, verschiedenen Kindern passen, noch etwas Bewegungsfreiheit bieten und natürlich, ganz wichtig, geringelt sein. Zum Glück hatte ich noch reichlich bunte Ringelvorräte vom Sterntalerverkauf anno dazumal. Daraus wurde ganz fix ein Schlauchgewand und eine Regenwurmkappe (Minutenmütze von Klimperklein). Unser Käferkind durfte, als Überbringer des Kostüms, ganz gegen seine sonstige Natur ;-) an diesem Tag gleich Ringelrangel sein und war ein stolzes, glückliches Regenwürmchen.
Was mich so geärgert hat, dass ich hier meinen Frust loswerden muss? Also, von Anfang an:
Es gibt da eine sehr bekannte Musikschule mit lustigem Namen, die mit ihren grenzwertigen Werbepraktiken leider vor allem einwandfrei für Trauer beim Kind sorgen kann. (Mir waren die schon immer irgendwie suspekt, nur so ein Gefühl. Jetzt ist es begründet.) In der Schule bei Kind 2 fand eine Vorstellungsveranstaltung dieses Vereins statt, im Unterricht, ohne vorheriges Wissen der Eltern. Es ging da wohl sehr fröhlich zu, Kind kam jedenfalls begeistert mit einem "Umfragezettel" und einem Prospekt nach Hause und wünschte, unbedingt an dem Musikkurs teilzunehmen. Die Klassenkameraden wollten schließlich auch alle mitmachen. Gehalt des Infomaterials: Ich sag's mal so: Hätten sie "Blablubb" draufgeschrieben, hätte ich ungefähr genauso viel Nützliches erfahren. Jedenfalls werben sie ganz groß damit, dass sie jedem Kind einfach und günstig Zugang zur Welt der Musik ermöglichen wollen. Na wunderbar, das wollen wir ja auch für unser Kind. OK, auch wenn ich die nicht mag ... wenn es bezahlbar ist und mit den Schulfreunden zusammen besonderen Spaß macht ... Wir können uns ja mal informieren. Wenn man die Umfrage ausfüllen würde, könnte man Weiteres erfahren. Ankreuzmöglichkeiten (in etwa): "Wir finden das ganz toll und sind sehr interessiert an Teilnahme.", "Nein, mein Kind möchte nicht.", "Wir wünschen weitere Informationen.". Möglichkeit 2 fällt aus, die kann wohl kein Elternteil angesichts der kindlichen Begeisterung nach der Schulveranstaltung guten Gewissens ankreuzen. Die beiden anderen Möglichkeiten zeitigen das gleiche Ergebnis: Man wird von einem Vertreter der Musikschule angerufen. Aber falls man denkt, man würde endlich die wesentlichen Infos für weitere Entscheidungen bekommen - weit gefehlt. Dazu ist ein Hausbesuch des Vertreters nötig. OK, auch das lassen wir über uns ergehen, fürs Kind. Dieses wird natürlich immer heißer auf den Kurs und da die Eltern sich so drum kümmern und der Mann von der Musikschule sogar kommt, hält es die Sache für so gut wie beschlossen.
Der Vertreter versucht, sich gleich wieder zuerst an das Kind zu wenden, was ich wohlweislich und mit mittlerweile mehr als großer Skepsis damit abbiege, dass ich seinen Blick auf mich lenke und ihm knallhart die wesentlichen Fragen entgegenschleudere. Was soll es kosten und was bekomme ich dafür? Er malt eine Tabelle auf, auf der einen Seite eine lange Liste Pseudovorteile. Was nützt uns tolles bunt gedrucktes Material auf dickem Papier im Musikschulordner, wenn es den Preis in die Höhe treibt? Mit schwarz-weißen Noten ohne Bilder könnte man günstiger und genauso gut musizieren. Gruppenunterricht - macht den Kindern mehr Spaß als einzeln, das glaube ich sogar. Aber bis zu 12? Und dann sollte der Preis schon entsprechend niedrig sein ... Der einzige wirkliche Vorteil wäre für mich die Logistik. Der Unterricht fände an der Schule statt, während der Hortzeit. Nun ja, dann kommt die dicke Zahl auf der anderen Seite: 49 Euro monatlich! Dazu muss das Instrument gekauft werden, 54 €, angeblich nirgendwo anders so billig zu haben. Wie bitte? Und das ist günstig und für jeden machbar? Ich kenne kaum eine Familie mit mehreren Kindern, die mal eben locker 50 € übrig hat. Für ein Kind. Wenn man bedenkt, dass man das monatlich für ein Jahr zahlen soll, Ferien und Feiertage aber immer frei sind (also mindestens 12 Wochen), kommt man auf einen Stundenpreis von knapp 15 €. Und das bei so großen Gruppen. Für Unterricht auf der Melodika. (Meine jüngeren Geschwister haben das damals gemacht, ich weiß, was da zu erwarten ist.) Das mag ja ein tolles Einsteigerkonzept sein, vor allem auch für bislang "unmusikalische" Familien, dagegen will ich nichts sagen, aber für jeden machbar? Und der angeblich günstige Preis des speziellen Musikschulinstruments - eine glatte Lüge. Ich habe recherchiert und ähnliche Instumente in verschiedenen noch darunter liegenden Preisklassen gefunden. Schließlich muss eine Melodika nicht das Musikinstrument fürs Leben sein.
Außerdem hatten wir, da das große Tochterkind schon länger gern Musik machen möchte, uns schon über Angebote und Preise der anderen Musikschulen in der Nähe informiert. Überall sind die Gruppen deutlich kleiner und die Preise trotzdem weit niedriger, weiß ich genau.
Letztes Jahr waren wir sogar beim Blockflötenunterricht schnuppern. Es stellte sich aber heraus, dass die Maus noch zu schüchtern war, um sich zu trauen, sich in einer Sache zu probieren, die auch mal zu einem falschen Pieps führen könnte. Wir hatten also beschlossen abzuwarten, sie erstmal in der Schule ankommen zu lassen und dann weiterzusehen. Der Einstieg in anderen Musikschulen zum jetzigen Zeitpunkt, wo Kind sich begeistert darauf stürzen würde, ist natürlich schwierig, denn die fangen in der Regel ihre Gruppenkurse zum Schuljahresanfang an. Was die besagte bekannte Musikschule sicher auch ganz genau weiß ...
Wir tun jetzt, was wir können, um die Musikbegeisterung nicht im Sande verlaufen zu lassen und hoffen auf eine alternative Möglichkeit. Den Musikkurs an der Schule können wir uns jedenfalls nicht leisten, sonst muss der Urlaub ausfallen - für die ganze Familie.
Ich finde es absolut daneben, in Kindern solche frohen Erwartungen aufzubauen, bevor das Wesentliche geklärt ist. Man verlässt sich eiskalt darauf, dass die Eltern dem Leuchten der Kinderaugen nicht widerstehen können und sich das Geld in Erwartung bitterer Tränen lieber irgendwie aus den Rippen schneiden. Diese psychologisch sehr geschickte aber äußerst zweifelhafte Praxis ist das eigentlich Schlimme an dem Ganzen. Wer das Geld hat, mag es gern dafür ausgeben. Die Sache ist ja nicht schlecht. Aber die Entscheidung, ob es möglich ist, sollte den Eltern zunächst allein obliegen, meine ich doch.
Bei uns jedenfalls werden wohl die Tränen heute leider noch aus den geliebten blauen Kulleraugen fließen müssen. Vielen Dank, Musikschule "Einfach nur traurig"!
Was das für ein seltsames Ensemble ist? Also, man muss sich das Kind eigentlich kriechend vorstellen, dann erkennt man ihn vielleicht - den Regenwurm. :-) Im Kindergarten wurde ein Wurmkostüm gewünscht, um "Regenwurm Ringelrangel" stilecht spielen zu können. Es sollte ganz schnell und einfach über die Alltagskleidung zu ziehen sein, verschiedenen Kindern passen, noch etwas Bewegungsfreiheit bieten und natürlich, ganz wichtig, geringelt sein. Zum Glück hatte ich noch reichlich bunte Ringelvorräte vom Sterntalerverkauf anno dazumal. Daraus wurde ganz fix ein Schlauchgewand und eine Regenwurmkappe (Minutenmütze von Klimperklein). Unser Käferkind durfte, als Überbringer des Kostüms, ganz gegen seine sonstige Natur ;-) an diesem Tag gleich Ringelrangel sein und war ein stolzes, glückliches Regenwürmchen.
Was mich so geärgert hat, dass ich hier meinen Frust loswerden muss? Also, von Anfang an:
Es gibt da eine sehr bekannte Musikschule mit lustigem Namen, die mit ihren grenzwertigen Werbepraktiken leider vor allem einwandfrei für Trauer beim Kind sorgen kann. (Mir waren die schon immer irgendwie suspekt, nur so ein Gefühl. Jetzt ist es begründet.) In der Schule bei Kind 2 fand eine Vorstellungsveranstaltung dieses Vereins statt, im Unterricht, ohne vorheriges Wissen der Eltern. Es ging da wohl sehr fröhlich zu, Kind kam jedenfalls begeistert mit einem "Umfragezettel" und einem Prospekt nach Hause und wünschte, unbedingt an dem Musikkurs teilzunehmen. Die Klassenkameraden wollten schließlich auch alle mitmachen. Gehalt des Infomaterials: Ich sag's mal so: Hätten sie "Blablubb" draufgeschrieben, hätte ich ungefähr genauso viel Nützliches erfahren. Jedenfalls werben sie ganz groß damit, dass sie jedem Kind einfach und günstig Zugang zur Welt der Musik ermöglichen wollen. Na wunderbar, das wollen wir ja auch für unser Kind. OK, auch wenn ich die nicht mag ... wenn es bezahlbar ist und mit den Schulfreunden zusammen besonderen Spaß macht ... Wir können uns ja mal informieren. Wenn man die Umfrage ausfüllen würde, könnte man Weiteres erfahren. Ankreuzmöglichkeiten (in etwa): "Wir finden das ganz toll und sind sehr interessiert an Teilnahme.", "Nein, mein Kind möchte nicht.", "Wir wünschen weitere Informationen.". Möglichkeit 2 fällt aus, die kann wohl kein Elternteil angesichts der kindlichen Begeisterung nach der Schulveranstaltung guten Gewissens ankreuzen. Die beiden anderen Möglichkeiten zeitigen das gleiche Ergebnis: Man wird von einem Vertreter der Musikschule angerufen. Aber falls man denkt, man würde endlich die wesentlichen Infos für weitere Entscheidungen bekommen - weit gefehlt. Dazu ist ein Hausbesuch des Vertreters nötig. OK, auch das lassen wir über uns ergehen, fürs Kind. Dieses wird natürlich immer heißer auf den Kurs und da die Eltern sich so drum kümmern und der Mann von der Musikschule sogar kommt, hält es die Sache für so gut wie beschlossen.
Der Vertreter versucht, sich gleich wieder zuerst an das Kind zu wenden, was ich wohlweislich und mit mittlerweile mehr als großer Skepsis damit abbiege, dass ich seinen Blick auf mich lenke und ihm knallhart die wesentlichen Fragen entgegenschleudere. Was soll es kosten und was bekomme ich dafür? Er malt eine Tabelle auf, auf der einen Seite eine lange Liste Pseudovorteile. Was nützt uns tolles bunt gedrucktes Material auf dickem Papier im Musikschulordner, wenn es den Preis in die Höhe treibt? Mit schwarz-weißen Noten ohne Bilder könnte man günstiger und genauso gut musizieren. Gruppenunterricht - macht den Kindern mehr Spaß als einzeln, das glaube ich sogar. Aber bis zu 12? Und dann sollte der Preis schon entsprechend niedrig sein ... Der einzige wirkliche Vorteil wäre für mich die Logistik. Der Unterricht fände an der Schule statt, während der Hortzeit. Nun ja, dann kommt die dicke Zahl auf der anderen Seite: 49 Euro monatlich! Dazu muss das Instrument gekauft werden, 54 €, angeblich nirgendwo anders so billig zu haben. Wie bitte? Und das ist günstig und für jeden machbar? Ich kenne kaum eine Familie mit mehreren Kindern, die mal eben locker 50 € übrig hat. Für ein Kind. Wenn man bedenkt, dass man das monatlich für ein Jahr zahlen soll, Ferien und Feiertage aber immer frei sind (also mindestens 12 Wochen), kommt man auf einen Stundenpreis von knapp 15 €. Und das bei so großen Gruppen. Für Unterricht auf der Melodika. (Meine jüngeren Geschwister haben das damals gemacht, ich weiß, was da zu erwarten ist.) Das mag ja ein tolles Einsteigerkonzept sein, vor allem auch für bislang "unmusikalische" Familien, dagegen will ich nichts sagen, aber für jeden machbar? Und der angeblich günstige Preis des speziellen Musikschulinstruments - eine glatte Lüge. Ich habe recherchiert und ähnliche Instumente in verschiedenen noch darunter liegenden Preisklassen gefunden. Schließlich muss eine Melodika nicht das Musikinstrument fürs Leben sein.
Außerdem hatten wir, da das große Tochterkind schon länger gern Musik machen möchte, uns schon über Angebote und Preise der anderen Musikschulen in der Nähe informiert. Überall sind die Gruppen deutlich kleiner und die Preise trotzdem weit niedriger, weiß ich genau.
Letztes Jahr waren wir sogar beim Blockflötenunterricht schnuppern. Es stellte sich aber heraus, dass die Maus noch zu schüchtern war, um sich zu trauen, sich in einer Sache zu probieren, die auch mal zu einem falschen Pieps führen könnte. Wir hatten also beschlossen abzuwarten, sie erstmal in der Schule ankommen zu lassen und dann weiterzusehen. Der Einstieg in anderen Musikschulen zum jetzigen Zeitpunkt, wo Kind sich begeistert darauf stürzen würde, ist natürlich schwierig, denn die fangen in der Regel ihre Gruppenkurse zum Schuljahresanfang an. Was die besagte bekannte Musikschule sicher auch ganz genau weiß ...
Wir tun jetzt, was wir können, um die Musikbegeisterung nicht im Sande verlaufen zu lassen und hoffen auf eine alternative Möglichkeit. Den Musikkurs an der Schule können wir uns jedenfalls nicht leisten, sonst muss der Urlaub ausfallen - für die ganze Familie.
Ich finde es absolut daneben, in Kindern solche frohen Erwartungen aufzubauen, bevor das Wesentliche geklärt ist. Man verlässt sich eiskalt darauf, dass die Eltern dem Leuchten der Kinderaugen nicht widerstehen können und sich das Geld in Erwartung bitterer Tränen lieber irgendwie aus den Rippen schneiden. Diese psychologisch sehr geschickte aber äußerst zweifelhafte Praxis ist das eigentlich Schlimme an dem Ganzen. Wer das Geld hat, mag es gern dafür ausgeben. Die Sache ist ja nicht schlecht. Aber die Entscheidung, ob es möglich ist, sollte den Eltern zunächst allein obliegen, meine ich doch.
Bei uns jedenfalls werden wohl die Tränen heute leider noch aus den geliebten blauen Kulleraugen fließen müssen. Vielen Dank, Musikschule "Einfach nur traurig"!
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